Nina Kunzendorf liest Lisa Fittko „Die F-Route oder Lisas Weg“

Begleitet von Kontrabassist Veit Hübner und dem Geiger Felix Borel

Eigentlich wollte sie nur ihr Leben retten. Dann entdeckte Lisa Fittko einen alten Schmugglerpfad und wurde zur Fluchthelferin. Mehrere hundert deutsche Flüchtlinge, darunter viele Künstlerinnen und Intellektuelle, konnten 1941 mit ihrer Hilfe der Verfolgung durch das Naziregime entkommen. Auf der Grundlage ihrer 1985 im Hanser Verlag erschienenen Erinnerungen „Mein Weg über die Pyrenäen“ hat Martin Mühleis eine dichte musikalisch-literarische Bühnenerzählung für die Schauspielerin Barbara Auer, den Kontrabassisten und Landesjazzpreisträger Veit Hübner und den Geiger Felix Borel geschaffen. In ihr entwickelt sich ein anfangs sachlicher Bericht, schleichend und unausweichlich, zu einem Thriller. Ein Plot, in dem die Zwanghaftigkeit der Flucht immer wieder zu intimen, dramatischen Situationen führt. Wie in Showdowns begegnen sich darin die direkt Betroffenen und die mit der Situation Konfrontierten, deutsche Flüchtlinge und französische Bevölkerung. Auf fesselnde Weise wird der Prozess deutlich, in dem das vermeintlich Irreale zu einer irritierenden Realität wird, zu einer Wirklichkeit, in der sich die meisten arrangieren - und in der es Manchen gelingt, sich zu widersetzen und ihre Menschlichkeit zu bewahren.

Bild: Mathias Bothor